Religion
Aachener Dom

Die Marienkirche Karls des Großen ist als Kernbau des Doms bis heute erhalten. Sie war ein sakrales Zentrum des karolingischen Reiches und wurde zur Krönungskirche der mittelalterlichen Könige. Im Rahmen der Route Charlemagne dokumentiert der Dom gemeinsam mit der Domschatzkammer und der Dominformation die Geschichte Aachens und das Thema „Religion“.

Aus der Pfalz Karls des Großen, der Zeit der Krönungen und der Tradition der Heiligtumsfahrten stammt ein einzigartiger Kirchenschatz, dessen bekannteste Stücke heute in der Domschatzkammer ausgestellt sind.

Mehr

Dom: Die sakrale Mitte des Karolinger-Reiches

Karls Idee war, in Aachen ein sakrales Zentrum seines Reiches zu schaffen. Er dokumentierte in Aachen nicht nur seinen persönlichen Glauben. Die Einführung einer einheitlichen, an Rom ausgerichteten Liturgie in allen Teilen des Reiches, war vielmehr auch eine Stütze seiner politischen Macht und Idee. Die Marienkirche, der heutige Dom, sollte dieser Macht Ausdruck verleihen. Sie wurde in den Jahren vor 800 errichtet und vereinigte antike und byzantinische Bauformen. Die Wirkung der neuen Kirche auf die Zeitgenossen war enorm. Seit dem Untergang des weströmischen Reichs war sie der erste steinerne Großbau mit Zentralgewölbe, der nördlich der Alpen neu errichtet wurde.

 

814 wurde Karl hier bestattet

In den folgenden Jahrhunderten begann eine Sakralisierung des Kaisers, die in der sagenumwobenen Öffnung seiner Gruft im Jahr 1000 und in seiner Heiligsprechung im Jahr 1165 ihre Höhepunkte erreichte. Seit 1215 ruhen Karls Gebeine in einem goldenen Schrein, der sich heute in der Apsis des gotischen Chors befindet. Aus dieser Epoche stammen auch die goldene Altartafel (um 1000), die Kanzel (vor 1014) und der von Friedrich Barbarossa gestiftete Radleuchter (um 1180).

 

Auf dem Thron wurden seit 936 die deutschen Könige gekrönt

Der Kern der Marienkirche ist ein Oktogon (Achteck), das von einem sechzehneckigen Umgang umgeben ist. Auf der der Empore im Westjoch des Umgangs befindet sich ein marmorner Thron, der vermutlich die Herrschaft Christi symbolisierte. Auf ihm wurden seit 936 die deutschen Könige gekrönt. Dieser karolingische Kern der Kirche ist noch heute erhalten. Aus der Zeit Karls des Großen stammt auch der mächtige Westbau mit seinem großartigen Bronzeportal.

 

Der Überlieferung zufolge hatte Karl einige der kostbarsten Reliquien der Christenheit nach Aachen geholt

Die Reliquien begründeten im 14. Jahrhundert eine Wallfahrtstradition, die Aachen zu einem europäischen Pilgerziel neben Rom und Santiago de Compostela werden ließ. Der Marienschrein (1238) am Anfang der Chorhalle birgt diese kostbaren Reliquien. Ihre Verehrung in Form der alle sieben Jahre stattfindenden Heiligtumsfahrten begann 1349 und reicht bis heute. Wie die Krönungen, so waren auch die Wallfahrten ein wichtiger wirtschaftlicher und kultureller Faktor der mittelalterlichen Stadt.

 

Die Chorhalle als gläserner Schrein

Um Raum für die großen Feiern der Krönungen und Heiligtumsfahrten zu gewinnen, wurde am 600. Todestag Karls im Jahr 1414 eine neue Chorhalle eingeweiht. Neben dem Oktogon ist sie das zweite architektonische Meisterwerk der Kirche, denn das so genannte „Glashaus von Aachen“ besteht aus 1000qm Glasfläche. Das gewaltige Gewicht des Gewölbes scheint auf schlanken Pfeilern ohne jede weitere Abstützung zu ruhen. In Wirklichkeit wird es von einem komplizierten Verankerungssystem aufgefangen.

 

Die UNESCO erklärte den Dom als erstes deutsches Bauwerk 1978 zum Weltkulturerbe

Rings um die Kirche entstand seit dem 13. Jahrhundert ein Kranz von Seitenkapellen. Ein Kreuzgang verbindet die Kirche mit weiteren Gebäuden und der heutigen Domschatzkammer. Zum Bischofssitz wurde der Dom zum ersten Mal in napoleonischer Zeit und endgültig im Jahr 1930. Ein neues Besucherzentrum informiert über den Dom.

Dom, Domschatzkammer und Dominformation repräsentieren im Rahmen der Route Charlemagne das Thema „Religion“. Sie ergänzen die stadtgeschichtlichen Ausstellungen im Rathaus und im künftigen Centre Charlemagne.

Fotos: Andreas Herrmann / Pit Siebigs (u.r.) / Peter Hinschläger (oben)